BergNotFall 2022
BergNotFall 2022 ist ein zweitägiges Symposium der ARGE Alpinmedizin in Kooperation mit der
Arbeitsgemeinschaft Notfallmedizin Steiermark (AGN), dem Österr. Bergrettungsdienst Steiermark
(ÖBRD), der Österr. Gesellschaft für Alpin- und Höhenmedizin (ÖGAHM) und der Österr. Gesellschaft
für Sportmedizin und Prävention (ÖGSMP).
Am 1. und 2. Juli 2022 veranstalten wir zum dritten Mal auf dem Hunerkogel in 2700 m Höhe
(Bergstation Dachsteingondel) im Seminarraum bzw. direkt am Gletscher mit dem Symposium eine
theoretische und praktische Fortbildung für Ärzt*innen, Sanitäter*innen, Bergretter*innen und
Studierende mit dem Schwerpunkt „Alpine Notfallmedizin“.
Termin: Beginn: Freitag, 1. Juli 2022, 8:00 Uhr – Ende: Samstag, 2. Juli 2022, 17:00 Uhr
DFP Punkte:
- NA-Fortbildung lt. § 40(3) ÄG: 16 Stunden (Theorie- und Praxistag)
- 16 DFP Punkte Anästhesie & Intensivmedizin (Theorie- und Praxistag)
- ÖÄK Diplom Alpin- und Höhenmedizin: 8 UE Theorie, 8 UE Praxis
- ÖÄK Diplom Sportmedizin: 8 UE Theorie, 6 UE Praxis
Anmeldung und Informationen:
August 2019
Stellungnahme zum Projekt „Tourniquet in der Laienhilfe“
In Deutschland wurde rezent eine Initiative beschrieben, wonach ähnlich dem Defibrillator-Projekten eine sog. Trauma-Box flächendeckend in öffentlichen Räumen verteilt wird. Diese Box beinhaltet Handschuhe, diverses Verbandsmaterial und auch ein Tourniquet. In einer Anleitung sollen dann Laien dieses Tourniquet bei starken Blutungen anwenden. Dazu möchte sich die AGN wie folgt äußern:
In den 80er Jahren wurde die bis dahin übliche Versorgung von Blutungen per Abbindeverband aus der „Ersten Hilfe“ eliminiert. Die Gründe dafür waren einerseits, dass in unseren Breiten aufgrund unserer medizinischen Versorgungsstrukturen und der vorwiegenden Verletzungsmuster bei adäquater Versorgung mit Druckverband so gut wie kein Patient an Extremitätenverletzungen verblutet, wenn die körpereigenen Schutzreflexe erhalten sind. Das Tourniquet ist außerdem nur im Bereich der distalen Extremitäten anwendbar und erfordert auch entsprechende fachliche, anatomische Kompetenz. Zum anderen musste festgestellt werden, dass die Anwendung doch offenbar nicht so problemlos war und vor allem in der Hand von nicht adäquat geschultem Personal bzw. bei falscher Indikation mehr Schaden als Nutzen erreicht wurde. Eine effektive Abbindung, die zur Ischämie führt, ist bekannterweise so schmerzhaft, dass diese von nicht-bewusstlosen bzw. narkotisierten PatientInnen nicht toleriert wird, was in der Folge zur Lockerung des Verbandes und zur venösen Stauung führt und somit die Blutung sogar verstärkt.
Eine Anwendung im Bereich der Sanitätshilfe ist schon problematisch und aus unserer Sicht in der Laienhilfe völlig undenkbar. Eine derart invasive und potenziell sogar schädliche Maßnahme sollte ausnahmslos in der Hand eines professionellen Teams liegen. Die Anlage des Tourniquets ist für uns eine Ultima ratio bei lebensbedrohlicher Blutung nach erfolglosem, aber fachlich korrekt angelegtem Druckverband. Wir schätzen die diesbezügliche Inzidenz auf 1: 500 000 Trauma-Fällen, wenn nicht weniger ein.
Die Idee auch die Versorgung von Verletzungen für die breite Öffentlichkeit zu öffnen ist zu begrüßen, es sollte der Focus aber auf „Zubinden“ der Wunde gelegt werden (= Verband -> Druckverband -> doppelter Druckverband) und spätestens dann rascher Transport ins Krankenhaus.
Die AGN steht gerne für eine diesbezügliche Diskussion zur Verfügung
Für die AGN
OA Dr. Mirjam Pocivalnik
Präsidentin
Dr. Georg Kurtz
Past-Präsident
Ao. Univ. Prof. Dr. Gerhard Prause
Sekretär
Priv. Doz. Dr. Paul Puchwein
Leiter der Sektion Trauma
Univ. Klinik für Orthopädie und Traumatologie